Susan Penhaligon als Annie war furchteinflößend. Man
nimmt ihr die Psychopatin voll ab. In einem Moment ist sie 'relativ'
normal, im nächsten flippt sie komplett aus. Sehr gut!
Der Sitzplatz in der ersten Reihe scheint manchmal aber doch etwas gefährlich
zu sein. In einer Szene versucht Paul Schmerztabletten aus dem kleinen Räumchen
rechts hinten zu klauen. Da er den Rollstuhl nicht da rein kriegt, muss
er aufstehen (mit gebrochenen Beinen) und, natürlich, kommt in dem
Augenblick Annie zurück und er gerät in Panik und kommt nicht mehr in
den Rollstuhl... der fliegt nämlich ein Stück nach hinten. Nur, dass
die Bühne nicht mehr viel Platz bietet, nach 'hinten'... so sah ich
also selbigen Rollstuhl auf mich zukommen und musste mich schwer
beherrschen, nicht aufzuspringen um ihn festzuhalten. Aber da der Mann
ja schon lange genug auf irgendwelchen Bühnen steht, hab ich darauf
vertraut, dass er das Ding rechtzeitig festhält. ;o) Was er natürlich
auch getan hat.
Trotzdem, ich glaube, da war auch etwas Glück im Spiel. ;o)
Als wir hinterher mit Michael gesprochen haben sagte er, dass noch nicht
alles ganz so klappt wie geplant. Einmal will Paul abhauen und fährt
mit dem Rollstuhl von der Bühne auf der Rampe durchs Publikum zur
'Haustüre'. Natürlich kommt auch in diesem Moment Annie wieder zurück
und Michael muss rückwärts die leicht ansteigende Rampe zur Bühne
hoch. In der Vorstellung, die ich gesehen habe, klappte das mehr oder
weniger gut, aber er hat erzählt, einige Tage vorher haben die Räder
durchgedreht (der Boden scheint glatt zu sein) und er kam nicht hoch...
Ein ebenfalls sehr mitreißender Moment war, als Annie Paul zwingt,
seine Tabletten mit Wisch-Wasser runterzuschlucken. Vorher hat sie natürlich
ganz demonstrativ erst mal den Fußboden gemoppt. Dann hat sie mit einem
Glas Wasser aus dem Eimer geschöpft und ihn gezwungen, alles
auszutrinken. Die Brühe sah wirklich wie Wischwasser aus. Das Publikum
hat echt mitgelitten... Michael hat uns erzählt, dass es aufgelöstes
Marmite war (Marmite sieht aus wie Nutella und riecht wie Brühwürfel -
ist irgendein Hefeextrakt, das sich der Engländer wohl gerne aufs Brot
schmiert. Ich konnte mich dazu noch nicht überwinden.) Brrrr..... ist
immer noch grausig genug ;o)
Der 'Abgang' war sehr einzigartig: Am Ende hat Paul resigniert, geht auf
Vollkonfrontation mit Annie und verbrennt das Script, das sie ihn
gezwungen hat zu schreiben. Was auf einer deutschen Bühne aus
feuerschutztechnischen Gründen gar nicht gemacht würde, wird hier
bedenkenlos praktiziert: Zinkeimer, Papier rein und angebrannt.... so
weit, so gut. Wie gesagt, die Leute in der ersten Reihe stoßen mit den
Knien an die Bühne und der Eimer steht ca.
40 cm vom Rand weg... Laut Drehbuch wird das Feuer mit 'Champagner' gelöscht
- nur dieses Mal gab's nicht genug Flüssigkeit oder das Papier brannte
besonders gut... auf jeden Fall fing das Zeug an zu Qualmen, und das
nicht wenig. So was hab ich noch nicht gesehen. Innerhalb kürzester
Zeit konnte ich kaum noch atmen und die Tränen standen mir in den
Augen.
Michael saß zu dem Zeitpunkt auf einem Stuhl, während das Licht
gedimmt war und eine Einspielung einer Pressekonferenz auf dem Fernseher
zu sehen war. Irgendwann wurde es wohl auch Ihm zu qualmig, da er sich
den Eimer schnappte und hinter die Bühne verschwand. Und dann auch
nicht mehr zurück kam. Also hab ich keine Ahnung, wie das Stück
wirklich enden sollte... eigentlich ein Grund, noch mal hinzugehen.
Man stelle sich vor, das Theater hätte 'ne Sprinkleranlage gehabt...,
das wäre ein recht feuchtes Ende geworden. ;o)
Als dann das Licht wieder anging, haben wir uns kurz mit den
'Fanfare'-Leuten unterhalten, von denen ich zwei ganz vage wieder
erkannte, weil sie bei den letzten beiden Conventions waren. Da Celeste
zwar bei den Verantwortlichen angefragt hatte, ob Michael bereit wäre,
sich mit uns zu treffen, es aber keine definitive Zusage gab, waren wir
alle etwas unsicher, wie wir vorgehen sollten. Keiner hat sich wirklich
getraut, jemanden vom Theater anzusprechen. So standen wir dann noch ne
kleine Weile rum und entschlossen uns dann, draußen zu warten, wo die
Luft eindeutig besser war. Da der Laden nur einen Ausgang hat, würde er
da schon irgendwann rauskommen.
Was er dann auch tat. Als er unser dann ansichtig wurde, kam er sofort rüber
und wollte wissen, ob wir von 'Fanfare' seinen, und warum wir nicht
gewartet hätten, er säße da drin und warte auf uns....Leider hatte er
nicht allzu viel Zeit, aber für einen kleinen Plausch mit jedem von uns
hat's gereicht.
Ich bin nicht wirklich ein 'Fan' von Michael und rein von den Bildern
her, die man so kennt, springt auch nicht unbedingt ein Funke über...
aber ich muss sagen, der Kerl ist im 'echten Leben' äußerst
charismatisch!! Und sehr nett. Meine Freundin kannte ihn gar nicht, sie
ist nur mit, weil sie gerne ins Theater geht. Und ich dränge mich für
gewöhnlich auch nicht in den Vordergrund. Aber Michael hat von sich aus
alle der Reihe nach angesprochen, damit auch keiner zu kurz kommt. Das
fand ich echt nett. Er wollte vor allem wissen, wie wir die Umsetzung
fanden, wie dieser oder jener Effekt wirkt, ob man auch wirklich glaubt,
was da gespielt wird... und ob wir Vorschläge hätten, wie man Sachen
besser machen könnte. Er war echt bemüht, uns einzubeziehen.
In einem Szenenwechsel (nachdem Annie ihm den Fuß mit einer Axt
abhackt) muss er sich Umziehen (Beinprothese ohne Fuß in die
Jogginghose). Wie gesagt, die Bühne hat keinen Vorhang... Michael fragt
uns, ob man das sehen kann... Die anderen, die in der Mitte saßen,
konnten wohl nichts sehen. Da ich aber ganz rechts saß und links hinten
auf der Bühne ein 'Notausgang' Licht ist.. na ja, ich konnte schon
etwas sehen. ;o) Was ich dann auch gesagt hab. Er wollte dann wissen, ob
es mich gestört hätte....
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